Wenn wir uns mit Fieber und Kopfschmerzen ein paar Tage auf dem Sofa einigeln, sagen wir schnell: «Ach, nur die Grippe».
Aber: Die Influenza ist ein gänzlich anderes Kaliber als die harmloseren grippalen Infekte, die ebenfalls in der «Erkältungszeit» grassieren. Sie verläuft meistens schwerer und kann gefährlicher sein als eine Erkältung. Laborbefunde zu bestimmten Influenzaviren sind in der Schweiz meldepflichtig, damit ihre Ausbreitung kontrolliert werden kann. Erfahren Sie hier mehr über Ursachen, Anzeichen, Verlauf und Behandlung der echten Grippe.
Definition: Was ist eine Grippe und wodurch wird sie ausgelöst?
Die echte Grippe ist eine stark ansteckende, akute Infektionskrankheit der Atemwege. Verursacht wird sie durch Influenzaviren, die deutlich aggressiver sind als «normale» Erkältungsviren.
Woher der Begriff «Grippe» stammt, ist nicht genau bekannt: Möglicherweise geht er auf das russische Wort «chripe» («Heiserkeit») zurück, oder auf das französische «gripper» für «packen, greifen». Klar ist: Die schwere Virusinfektion der Atemwege ist seit Jahrhunderten bekannt.
Schweiz: jährlich tausende schwere Grippefälle
Heute «ergreift» die Grippe laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich eine Milliarde Menschen. Bis zu 650.000 Infizierte pro Jahr sterben sogar allein an den grippebedingten Auswirkungen auf die Atemwege.
In der Schweiz gehen laut dem Bundesamt für Gesundheit in einer Grippesaison zwischen 112.000 und 275.000 Arztbesuche auf das Konto der Influenza. Mehrere tausend grippekranke Schweizerinnen und Schweizer werden im Spital behandelt. Für bis zu 1.500 Menschen verläuft die Grippe tödlich, davon gehören über 90 Prozent zur Altersgruppe über 65 Jahre.
Denn vor allem ältere Menschen, aber auch Schwangere, Säuglinge sowie Personen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem haben bei einer Influenza ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf mit zum Teil lebensbedrohlichen Komplikationen.
Alle Jahre neu – die Grippesaison
Eine echte Grippe (Influenza) tritt in Wellen auf. Die Ausbrüche fallen typischerweise in die kalte Jahreszeit (November bis April). Zu den wichtigsten Gründen für winterliche Grippewellen zählt die trockene Luft in der kalten Jahreszeit, vor allem die Heizungsluft wirkt sich negativ aus. So führt einer Studie zufolge eine geringe Luftfeuchtigkeit im Raum dazu, dass Grippeviren aktiver sind als bei einer hohen Luftfeuchtigkeit.
Beim Husten stoßen wir virengeladene Tröpfchen und winzige Partikel aus, die Aerosole genannt werden. Sie sind so leicht und klein, dass sie nicht sofort zu Boden sinken. Halten sich im Winter also viele Menschen in geschlossenen Innenräumen auf, können sich die Influenzaviren über Tröpfchen und Aerosole in der Raumluft leicht verbreiten.
Die Grippe-Erreger: Influenzaviren
Bei den Influenzaviren existieren verschiedene Gattungen (A, B und C). Verantwortlich für die winterlichen Grippewellen sind vorrangig die besonders veränderungsfreudigen A-Viren. Deren Subtypen unterscheidet die Wissenschaft nach der Anordnung von zwei Proteinen – Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) – auf der Virenhülle.
In Europa ist A/H3N2 ein verbreiteter Subtyp des Influenzavirus. Auch Varianten des Virustyps A/H1N1 lösten mehrere schwere Grippewellen aus, etwa die Spanische Grippe von 1918 bis 1920.
Was die Grippe so heimtückisch macht: Influenzaviren verändern laufend ihre Oberflächenstruktur. Und das so deutlich, dass unser Immunsystem sie schon in der folgenden Grippesaison nicht mehr erkennt. So kann das körpereigene Abwehrsystem keine dauerhafte Immunität aufbauen: Auch nach überstandener Krankheit können wir immer wieder an Influenza erkranken.
Influenza: Symptome und Anzeichen
Eben war noch alles in Ordnung. Und auf einmal: Schüttelfrost, hohes Fieber, starker Husten und ein schweres Krankheitsgefühl. Die Grippe beginnt plötzlich und heftig.
Zu den typischen Anzeichen der Grippe zählt hohes Fieber (über 39 °C), das oft mit Schüttelfrost einhergeht und mehrere Tage anhält. Da die Grippeviren vor allem die Atemwege angreifen, gehören Erkältungssymptome – wie Husten, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Schnupfen – zum Krankheitsbild. Darüber hinaus leiden Grippekranke oft an Kopfschmerzen, Muskel- oder Gliederschmerzen und Gelenkschmerzen.

Komplikationen der Grippe
Mit einer Grippe ist nicht zu spassen. Auch wer die Influenza insgesamt gut wegsteckt, fühlt sich in der Regel sehr krank und braucht Wochen, um sich vollständig zu erholen. Und nicht immer nimmt die Grippe einen unkomplizierten Verlauf.
Typische Komplikationen bei einer Grippe sind Entzündungen. Das heisst: Reaktionen des Immunsystems, ausgelöst durch die Influenzaviren oder Bakterien (z. B. Pneumokokken). Diese Mikroorganismen haben im grippegeschwächten Körper leichtes Spiel und besiedeln die schon angegriffenen Schleimhäute.
Solche bakteriellen Sekundärinfektionen sind häufig schwerer und gefährlicher als die Grippe selbst und erfordern oft eine medizinische Behandlung, beispielsweise mit einem Antibiotikum.
Grippe-Komplikationen in den Atemwegen
Von Komplikationen betroffen sind in erster Linie die Atemwege als primäre Angriffszone der Influenza:
- Rachen und Hals: Rachenentzündung (Pharyngitis), Kehlkopfentzündung (Laryngitis), Mandelentzündung (Tonsillitis)
- Brust und Lunge: Bronchitis (Entzündung der Bronchien), Lungenentzündung (Pneumonie), Brustfellentzündung (Pleuritis)
- Ohren / Gehörgänge: Entzündung der Ohrtrompete (Tubenkatarrh), Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Nase: Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
Auch Herz und Gehirn können betroffen sein
Überdies können Bakterien in die Blutbahn übergehen und über diesen Weg andere Organe befallen, zum Beispiel:
- Herz: Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
- Gehirn und Nervensystem: Hirnhautentzündung (Meningitis)
Risikogruppen sind besonders gefährdet
Bei jungen und gesunden Menschen treten schwere Folgeerkrankungen der Grippe nur selten auf. In Sicherheit wiegen kann sich aber niemand: Die Komplikationen können prinzipiell alle Grippekranken treffen.
Ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Influenza haben:
- Schwangere und Frauen in den Wochen nach der Geburt
- Säuglinge und frühgeborene Kinder in den ersten Lebensjahren
- Ältere Menschen (ab 65 Jahren)
- Chronisch Kranke, vor allem mit Erkrankungen von Herz, Lunge und Niere, mit Diabetes, einem geschwächten Immunsystem oder starkem Übergewicht (BMI über 40)
Risikogruppen: bei Grippe-Verdacht sofort zum Arzt
Eine bakterielle Lungenentzündung als Folge einer Grippeinfektion wird schnell lebensbedrohlich. Gerade für Angehörige der Risikogruppen ist Vorbeugen darum das A und O, um eine Ansteckung während der Grippesaison zu vermeiden. Zudem ist beim ersten Verdacht auf eine echte Grippe (Influenza) eine ärztliche Behandlung unumgänglich, um die Infektion so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten.
Grippe: Inkubationszeit, Verlauf, Dauer
Vollgepackte Busse und Bahnen, beheizte Innenräume bei geschlossenem Fenster, und ständig hustet oder niest jemand: Wenn im Herbst und Winter die Grippewelle rollt, hat man sich schnell angesteckt.

Ansteckung über Tröpfchen- oder Schmierinfektion
Die Influenza-Viren übertragen sich wie ein Lauffeuer. Das passiert vorwiegend auf zwei Wegen:
- Tröpfcheninfektion: Wenn wir husten, niesen, sprechen und atmen, stossen wir feinste Tröpfchen aus. Die schweben eine Weile in der Luft – je feiner, desto länger – und gelangen so in die Atemwege anderer Personen. Bei einer Grippeinfektion enthalten diese Tröpfchen Viren und können so die Krankheit übertragen.
- Schmierinfektion: Landen infektiöse Schleim- oder Speicheltröpfchen auf Oberflächen, z. B. Türklinken oder Geländern, können die Viren dort über Stunden oder sogar Tage überleben. Wer die verschmutzte Fläche berührt (oder einem Infizierten die Hand schüttelt) und sich danach an Mund, Nase oder Augen fasst, kann sich mit der Grippe anstecken.
Inkubationszeit bei Influenza: von der Ansteckung bis zum Ausbruch
Die eingedrungenen Influenza-Viren machen sich nicht sofort bemerkbar. Ihr Angriff auf den Körper läuft erst einmal im Stillen ab. Die Erreger vermehren sich, indem sie körpereigene Zellen zu Viren-Fabriken «umprogrammieren». Die Wirtszelle wird aufgelöst und ein Bataillon neuer Grippeviren schwärmt aus.
Auf diese Weise entstehen während der Ansteckungszeit bis zu 100.000 neue Grippe-Erreger pro Tag. Die anfangs kleine Virenmenge wächst in kürzester Zeit zu einem ganzen Heer an, das die Schleimhäute in den Atemwegen befällt. Diese Phase – die Inkubationszeit – dauert bei der Grippe normalerweise 2 bis 3 Tage, kann jedoch zwischen 1 und 7 Tagen schwanken.
Die Immunabwehr fährt hoch: Jetzt geht’s los
Die Krankheit bricht aus, sobald das Immunsystem die Eindringlinge bemerkt. Jetzt fährt der Körper die Viren-Abwehr hoch: Fieber, Husten & Co. sind seine Verteidigungsmassnahmen, um die Auslöser der Grippe loszuwerden und unschädlich zu machen.
Gegen die aggressiven Grippeviren wartet das Immunsystem alles auf, was es zu bieten hat. Darum beginnt die Influenza oft so heftig.
Dauer der Grippe: eine Woche – mindestens
Wie schwer die Influenza verläuft und wie lange sie dauert, ist individuell verschieden. Bei jüngeren, gesunden Menschen ist das Schlimmste meist nach einer Woche überstanden. Die akuten Grippe-Symptome können bis zu 14 Tage anhalten, Schwäche und Husten zum Teil mehrere Wochen.
Meist bekommt die Immunabwehr die Grippe in den Griff. Wenn sie im Kampf gegen die Viren an ihre Grenzen stösst, die Erkrankung sich nicht bessert oder spätestens, wenn das Fieber nach ein paar Tagen wieder steigt, sollten Sie unbedingt eine ärztliche Praxis konsultieren.
Behandlung der Influenza: Was hilft bei Grippe?
Die Ursache der Grippe – die Influenza-Viren – lassen sich mit Medikamenten nur schwer bekämpfen. Anders als Bakterien haben die Krankheitserreger keinen eigenen Stoffwechsel und können deshalb nicht mit Antibiotika behandelt werden. Stattdessen nutzen sie die «Infrastruktur» der körpereigenen Zellen, um sich zu vermehren. Die Viren zu stoppen, ohne dabei gleichzeitig die Zellen der Erkrankten zu schädigen, ist für antivirale Medikamente (Virostatika) keine leichte Aufgabe.
Verfügbare Grippe-Virostatika haben daher eine begrenzte Wirkung und teilweise starke Nebenwirkungen. Sie werden in der Regel nur nach sorgfältiger Abwägung für besonders gefährdete Personen verschrieben.
Typische Symptome der Grippe, wie Fieber und Schmerzen, lassen sich jedoch mit Medikamenten lindern und erträglicher machen.

Und was können Sie sonst noch tun, wenn die Grippe zugeschlagen hat? Folgende begleitende Massnahmen haben sich bei der Therapie der Influenza bewährt:
Körperliche Schonung und (Bett)Ruhe
Ruhe und den Infekt auskurieren: Das ist bei der echten Grippe das Gebot der Stunde. Bei Fieber ist es ohnehin das Beste, im Bett zu bleiben – das schwere Krankheitsgefühl bei einer Influenza lässt meist auch gar keine andere Wahl. Doch auch bei einem leichteren Verlauf der Grippe sollte man Stress und körperliche Belastungen vermeiden.
Zu Hause zu bleiben, ist ausserdem eine wirksame Prävention für alle: Wer sich bei Atemwegsinfekten von anderen Menschen fernhält, steckt niemanden an.
Viel trinken
Bei einer Grippe-Erkrankung mit erhöhter Temperatur oder Fieber geht durch Schwitzen Flüssigkeit verloren, genauso wie durch die vermehrte Schleimproduktion. Für jedes Grad über der Normaltemperatur (37 Grad Celsius) braucht der Körper einen halben bis einen Liter Flüssigkeit zusätzlich.1 Am besten sind Wasser und ungesüsste Tees.
Wärme
Wärme hilft, Muskelverspannungen und Gliederschmerzen zu lindern. Ein heisses Fussbad – und anschliessend die Füsse in warme Socken packen –, eine kuschelige Decke und die gute alte Wärmeflasche sind darum bei einer Grippe gute Begleiter.
Influenza: Wann zum Arzt?
Wenn die typischen, schweren Grippebeschwerden zeitgleich einsetzen und mit einem starken Krankheitsgefühl einhergehen, dann liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht nur um einen grippalen Infekt, sondern um die echte Grippe handelt.
Ein Besuch in der ärztlichen Praxis ist unbedingt geboten, wenn sich die Anzeichen der Grippe nach ein paar Tagen nicht bessern oder der Allgemeinzustand sogar schlechter wird. Angehörige von Risikogruppen (z. B. Menschen mit Vorerkrankungen oder Schwangere), sollten schon beim ersten Verdacht auf eine Influenza eine medizinische Untersuchung in Anspruch nehmen, um Komplikationen zu verhindern.
Influenza vorbeugen: Infektionsschutz und Impfung
Wo der Therapie Grenzen gesetzt sind, sind vorbeugende Massnahmen umso wichtiger – insbesondere bei schweren Erkrankungen wie der echten Grippe (Influenza). Wer die Übertragungswege kennt und einige Verhaltensregeln beachtet, kann das Ansteckungsrisiko für sich und andere erheblich senken.
Zudem gibt es auch die Möglichkeit einer Grippeschutzimpfung. Aufgrund der starken Veränderungen der Virusoberfläche verhält es sich bei der Impfung allerdings analog zur Immunantwort: Sie schützt nur vor dem aktuellen Influenza-Virus und muss deshalb jedes Jahr erneuert werden.