Gliederschmerzen bei Grippe & Erkältung

Alle Glieder tun weh, der Rücken schmerzt, der Nacken fühlt sich steif an: Gliederschmerzen, oder Muskelschmerzen, sind ein typisches Krankheitszeichen bei Erkältungen und – mehr noch – der echten Grippe (Influenza). Gemeint ist das schmerzhafte Ziehen in Beinen, Armen und im Rücken, das sich anfühlen kann wie ein Muskelkater. Gliederschmerzen können unterschiedlich stark ausfallen und plagen Betroffene nicht nur bei Bewegung, sondern auch in Ruhe, also im Liegen oder Sitzen.

Was verursacht Gliederschmerzen bei Erkältung und Grippe?

Die genauen Ursachen von Gliederschmerzen bei Erkältung oder Grippe sind nicht bis ins letzte Detail geklärt. Fest steht aber: Wie die meisten Grippe- und Erkältungssymptome sind Gliederschmerzen eine Folge der Immunreaktion auf den Infekt. Denn um die Immunmassnahmen zu koordinieren, schüttet der Körper Botenstoffe aus, unter anderem sogenannte Zytokine. Diese sind zum einen an der direkten Entzündungsreaktionen zur Virenabwehr beteiligt. Zum anderen rufen sie weitere Immunzellen herbei, die dabei helfen, eingedrungene Erreger unschädlich zu machen. 

Zugleich haben die Entzündungsstoffe auch Einfluss auf die Schmerzsensoren in der Muskulatur: Sie reduzieren die Schmerzschwelle, das heisst, wir nehmen Schmerzreize ungleich stärker wahr als sonst. 

Ein weiterer Grund für Gliederschmerzen könnte sein: Zytokine tragen während eines Infekts auch zum Abbau von Eiweissstoffen in Muskeln und Gelenken bei. Diese Eiweiss-Bausteine werden benötigt, damit der Körper kurzfristig Antikörper und andere wichtige Stoffe bilden kann, die für die Immunreaktion benötigt werden. Als «Nebeneffekt» des Eiweiss-Abbaus ziept es in Armen und Beinen1

Akute Gliederschmerzen sind also ein deutliches Zeichen: Die körpereigene Verteidigung gegen die Erreger ist angelaufen.

So lange halten Gliederschmerzen an

Gliederschmerzen zählen zu den typischen frühen Anzeichen eines Infekts. Je nach Erreger beginnt das schmerzhafte Ziehen in den Muskeln meist zwei, drei Tage nach der Ansteckung. Zeitgleich mit den Gliederschmerzen setzen oft auch andere Symptome wie Fieber, Halsschmerzen oder Kopfschmerzen ein. 

Die Dauer der Gliederschmerzen hängt sehr vom Verlauf des Infekts ab: Sobald das Immunsystem über die Erreger die Oberhand gewinnt – was bei Erkältungen meist schon nach wenigen Tagen der Fall ist – bessern sich auch die Muskelschmerzen in Armen und Beinen. Symptome wie Husten und Schnupfen können dann zwar noch einige Tage länger anhalten, die unangenehmen Gliederschmerzen plagen uns meist aber nur in der Akutphase des Infekts

Starke Gliederschmerzen – ein Anzeichen für eine Grippe?

Gliederschmerzen kommen auch bei Erkältungen gelegentlich vor. Häufiger, stärker ausgeprägt und länger anhaltend sind die Muskelschmerzen aber bei der echten Grippe (Influenza). Beim «typischen» Influenza-Verlauf setzen die Gliederschmerzen sehr abrupt ein – gemeinsam mit Symptomen wie Schüttelfrost, hohem Fieber, Kopfschmerzen und einem allgemein starken Krankheitsgefühl. Ungewöhnlich starke Gliederschmerzen könnten also ein Hinweis auf eine Influenza sein.

Behandlung: Was hilft gegen Gliederschmerzen?

Eine ursächliche Therapie bei Gliederschmerzen im Rahmen von Grippe und Erkältung ist nicht möglich. Das Immunsystem muss den Infekt in den Griff bekommen, dann verschwindet in der Regel auch das unangenehme Ziehen in Armen und Beinen. Trotzdem können wir einiges tun, um die Symptome erträglicher zu machen:

  • Sanfte Wärme lindert Gliederschmerzen und Verspannungen im Rücken. Eine warme Decke oder eine Wärmeflasche leisten bereits gute Dienste. Wer kein hohes Fieber hat, kann sich auch ein entspannendes Erkältungsbad einlassen.  
  • Sport und andere starke Belastungen sind während des Infekts tabu. Leichte Bewegung zwischendurch – wie ein kurzer Spaziergang – schadet in fieberfreien Phasen aber nicht, sondern beugt im Gegenteil verspannungsbedingten Muskelschmerzen vor.  
  • Auch schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente sind eine Hilfe bei Gliederschmerzen. Sie dämmen die überschiessenden Symptome ein, die das Immunsystem bei seiner Arbeit verursacht, und lindern so auch die Schmerzen in Armen und Beinen. 

Die wichtigste Massnahme bei Gliederschmerzen ist aber: Belastungen vermeiden und sich möglichst nicht verausgaben. Denn die Bekämpfung des Infekts verlangt unserem Körper ohnehin viel Energie ab, sodass wir unsere Ressourcen schonen sollten.